... und der is wech!

Kurt Tucholsky: Seit 70 Jahren lebendig
Jane Zahn, Hariolf Maier (p)
Premiere: 2005, Heidelberg

Mein Nachruf; Auf eine Rundfrage (1929)

Wie mein Nachruf aussehen soll, weiß ich nicht. Ich weiß nur, wie er aussehen wird. Er wird aus einer Silbe bestehen. Pappa und Mamma sitzen am abgegessenen Abendbrottisch und vertreiben sich ihre Ehe mit Zeitungslektüre. Da hebt Er plötzlich, durch ein Bild von Dolbin erschreckt, den Kopf und sagt: „Denk mal, der Theobld Tiger ist gestorben!“ Und dann wird sie meinen Nachruf sprechen. Sie sagt: „Ach - !“

Ende 2005 jährte sich zum 70. Mal der Todestag Kurt Tucholskys. Bis heute wirkt sein Schreiben weiter: Unerreicht ist seine sprachliche Treffsicherheit und Eleganz, seine gedankliche Tiefe und die Prägnanz seiner Aussagen. „Soldaten sind Mörder“ schrieb er 1931 - diese einfache, so unerhörte Wahrheit beschäftigt die Gerichte bis heute.

Immer noch kann man eine beliebige Seite seiner gesammelten Werke aufschlagen und ist gefesselt von der Aktualität und Klarheit dieser Artikel, Gedichte, Geschichten, Essays oder Reiseberichte.

Es soll an diesem Abend einiges zu Gehör kommen, was er über Menschsein und Tod, Leben und Sterben schrieb. Aber ganz im unpathetischen, leichthin ‚aus dem Ärmel geschüttelten‘ Stil von ‚Kaspar Theobald Peter Kurt Ignaz Wrobel‘ wird nicht etwa November-Trübsal verbreitet, sondern eine kabarettistische Hommage an den sehr lebendigen Satiriker gefeiert.

Die Kabarettistin und Sängerin Jane Zahn legt zusammen mit dem Pianisten Hariolf Maier bereits das zweite Abendprogramm mit Liedern und Texten Tucholskys vor, das ausschließlich ihm gewidmet ist. Wie bereits in ‚Peter Panters Platten‘ überzeugt besonders die Verbindung von Text und Musik und die kundige Zusammenstellung und Moderation des Abends Tucholsky-Liebhaber und solche, die es werden wollen.